Werkslokomotive Bello

Die Werkslokomotive wurde 1913 angeschafft und von den Arbeiter:Innen der NW&K bald wegen ihres bellenden Pfeiftons Bello" genannt. Bis dahin wurde das Rangieren von verschiedenen Materialien in unterschiedlichen Verarbeitungsphasen durch zwei kräftige Pferde ausgeführt.

Aufgrund der teilweisen Höherlegung der Bahnstrecke Bremen-Oldenburg musste das Zuführungsgleis zur NW&K aufgehoben und eine neue Zuführung über die ehemalige Hasberger Straße geschaffen werden. Die hierdurch bedingte Verlängerung des Anschlussgleises veranlasste die Geschäftsleitung der NW&K 1913 zur Anschaffung einer Dampfspeicherlokomotive. Aus Sicherheitsgründen haben Lokomotiven diesen Typs keine eigene Feuerung zur Dampferzeugung, sondern werden aus einer stationären Dampferzeugungsanlage gefüllt. Wegen ihres begrenzten Aktionsradius' beschränkt sich ihr Einsatz auf interne Werkbahnen der chemischen und der Verarbeitungsindustrie, die Dampf zur Verfügung haben. So wurde auch Bello" mit Dampf aus dem Kesselhaus betrieben.

 

Morgens um 6 Uhr wurde die Lokomotive am Kesselhaus mit Dampf und Wasser aufgefüllt und je nach betrieblicher Beanspruchung (in der Regel nach 4- bis 6-stündigem Einsatz) manchmal auch ein zweites Mal am Tag nachgefüllt. Nicht verbrauchter Dampf wurde abends abgelassen. Der Vorteil war, dass kein Heizer benötigt wurde. Nach Bedarf zog oder schob sie die Waggons mit Rohwolle, Kohle, Bauhölzern und anderem Material zu den verschiedenen Abteilungen der Fabrik und der Delespa. Dank der mit dem Ausbau der Gleisanlagen eingebauten hölzernen Drehscheiben an wichtigen Kreuzungspunkten konnte die Lokomotive in verschiedene Richtungen gedreht werden.

58 Jahre lang tat Bello" mühelos den Dienst, jedoch als die Fabrik im Oktober 1971 ihren Kesselbetrieb von Kohle auf Erdgas umstellte, kam das Aus für die Dampfspeicherlok. Der Lokomotivverkehr wurde von einem schienenfähigen Unimog übernommen und die Lok aufs Abstellgleis geschoben.

 

Doch damit war Bellos" Geschichte noch nicht zu Ende. Fast fünfeinhalb Jahre stand die ausrangierte Lok am Hasporter Damm und rostete vor sich hin, bis sie im Dezember 1976 von den Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunden (DHEF) von der VKS erworben und vor dem Verschrotten gerettet wurde. Von den Eisenbahnfreunden wurde Bello" liebevoll in der Freizeit renoviert, in der Hoffnung, dass die Stadt die Lok als Denkmal in Bahnhofsnähe oder auf dem Wollegelände aufstellen würde. Als das scheiterte, wurde sie schweren Herzens 1981 für 5.000 DM an das in der Entstehung befindliche Museum für Verkehr und Technik in Berlin verkauft.

 

Sie wurde allerdings nie abgeholt. Mehrere Jahre stand sie dann am Hasporter Damm. Mit Planung des Fabrikmuseums auf dem Wollegelände erwachte das Interesse an der Lok neu und die Stadt begann mit Verhandlungen über einen Rückkauf. Nach langen Verhandlungen mit dem Museum in Berlin konnte die Stadt Bello im Alter von 74 Jahren für 10.000 DM zurück erwerben.

 

Ihren letzen Platz fand sie in neuem Glanz auf dem Gleisstrang am Eingang zum Fabrikmuseum.

 

Reste der Gleisanlage und das erhaltene Fundament einer Drehscheibe vor der ursprünglichen Remise der Lokomotive zeugen noch heute vom werkseigenen Verkehrssystem auf dem Gelände der NW&K.

Technische Daten

Hersteller: 

Typ:

Fabriknummer:

Kolbenhub:

Treibraddurchmesser:

Spurweite:

Gesamtachsstand:

Leistung:

Höchstgeschwindigkeit:

Dampfüberdruck:

Gesamtlänge:

Leergewicht:

Dienstgewicht:

Henschel

feuerlose Heißdampflok

12469

400 mm

870 mm

1435 mm

2510 mm

550 PS

25 km/h

12,5 kg/qcm

8700 mm

21,2 t

30,8 t


von: Ute Reiners-Zenses

 

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